Die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler besuchte mit ihrer Kollegin Bärbel Bas, dem SPD-Kreisrat Roman Niederberger und dem Stadtrat Guido Boguslawski den ambulanten Pflegedienst der Caritas in Bad Reichenhall. Bas ist stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für den Bereich Gesundheit.
Begrüßt wurden die Politikerinnen und Politiker von Pflegedienstleiter Joachim Jost. Bärbel Kofler betonte, dass sie ganz bewusst das Gespräch mit dem ambulanten Pflegedienst gesucht habe, da dessen Herausforderungen nicht so oft im Mittelpunkt der Diskussion stünde: „Bei Pflege hat man sofort den stationären Bereich im Kopf, dabei ist die Pflege zuhause eine ganz wichtige Hilfe, um den Menschen in ihrem gewohnten Umfeld zu helfen.“ Jost stellte dar, dass der ambulante Bereich im Gegensatz zur Pflege in Krankenhäusern im Wettbewerb unterschiedlicher Anbieter organisiert ist. „Ich freue mich, dass es uns immer noch gelingt, eine hohe Fachkräftequote von ca. 75 Prozent unserer Beschäftigten zu erreichen. Jedoch wird es zunehmend schwieriger, geeignetes Personal für die ambulante Pflege zu gewinnen, aktuell suchen wir nach Arbeitskräften.Wir bieten insgesamt rund 50 Personen Beschäftigung, viele davon sind in Teilzeit angestellt“, so Jost.
Christine Kantsperger und Martina Vogel erläuterten die Möglichkeiten des modernen Wundmanagements, das die beiden in Bad Reichenhall etabliert haben. Seit 20 Jahren bieten sie modernes Wundmanagement an, was sie aktuell aber, aufgrund der Mangelfinanzierung seitens der Kassen, nicht mehr im bisherigen Umfang leisten können. „Wir arbeiten mit dem Ziel, die Wundheilung zu beschleunigen, und versuchen, dem Patienten mit einem ganzheitlichen Ansatz bestmöglich in seiner konkreten Situation zu unterstützen“, so Christine Kantsperger. Problematisch für die beiden ist, dass die aktuelle Vergütung diesen Aufwand nicht honoriert, obwohl letztlich durch effektives Wundmanagement die Heilung beschleunigt werden könne.
Bärbel Bas stellte die Überlegungen auf Bundesebene dar, dieses Problem anzugehen. „Letztlich geht es darum, wie viele Freiheiten Fachkräfte bekommen können um den Betroffenen besser helfen zu können. Beispielsweise gibt es in der Physiotherapie Modellprojekte, in denen die Therapeuten selbständig über die beste Behandlungsvariante entscheiden können, wenn der Arzt eine Behandlung an sich für nötig erachtet“, so Bas. Mit Blick auf die zunehmend schwieriger werdende Gewinnung von Fachkräften war der Gesundheitspolitikerin auch wichtig, dass Heilberufe attraktiver gestaltet werden müssten: „Dazu könnte beispielsweise beitragen, dass erworbene Kenntnisse auch mehr in der Behandlung angewandt werden können.“
Roman Niederberger interessierte sich für die Möglichkeiten der Arbeitsentlastung von Pflegekräften durch die Digitalisierung. „Ziel sollte ja möglichst viel Patientenkontakt und möglichst wenig Papierarbeit für Pflegekräfte sein“, so Niederberger. Astrid Krajcevic, stv. Pflegedienstleiterin, machte deutlich, dass zum Beispiel durch Tablett-Computer umständliche schriftliche Dokumentation vereinfacht werden könnte, wie dies in der stationären Pflege bereits teilweise der Fall sei. „Bei uns in einer ländlichen Region stößt man da jedoch schon wegen fehlendem mobilen Internet in vielen Orten schnell an Grenzen“, bedauerte Krajcevic.
Bärbel Kofler bedankte sich zum Abschluss für den informativen Einblick in die ambulante Pflege: „Es ist wirklich toll zu hören, dass Sie alle mit so viel Engagement den Menschen hier in der Region helfen.“ Gerne nahm sie das Angebot an, sich bei Gelegenheit im Rahmen eines Praktikums die Arbeit an den Patienten vor Ort anzusehen.