Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Dr. Bärbel Kofler, reist heute Abend für vier Tage nach Äthiopien und Südsudan, um sich vor Ort ein Bild von der humanitären Situation in beiden Ländern zu machen. Anlässlich ihres Besuchs erklärte Bärbel Kofler heute (22.04.): "Leider sind sehr viele Menschen in Afrika auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dies liegt allzu oft unterhalb des Radars der Berichterstattung der Medien und damit auch außerhalb des Bewusstseins der Öffentlichkeit. Wir dürfen diese humanitären Krisen jedoch nicht vergessen!
Ich besuche die Region, um mir einen Eindruck von dem Leben und den Lebensumständen der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen in Äthiopien und Südsudan zu machen. Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño verschärfen die humanitäre Lage im östlichen und südlichen Afrika. Daher ist es wichtig und richtig, dass langanhaltende Krisen in Afrika, neben der Syrienkrise und der Nachbarregionen, ein Schwerpunkt der deutschen humanitären Hilfe bleiben."
Hintergrund:
In Addis Abeba und Dschuba wird Bärbel Kofler u.a. Gespräche mit Vertretern von Regierung, Zivilgesellschaft und Afrikanischer Union führen. Darüber hinaus wird sie mit internationalen Hilfsorganisationen zusammentreffen und über die lokalen Herausforderungen angesichts der hohen Zahl der Hilfebedürftigen sprechen. Zudem ist der Besuch in zwei Flüchtlingslagern geplant. In ihren Gesprächen möchte Bärbel Kofler auch auf die schwierigen menschenrechtlichen Bedingungen und Menschenrechtsverletzungen in der Region eingehen.
Die deutsche Humanitäre Hilfe in Afrika belief sich 2015 auf 102 Mio. Euro. Schwerpunkte sind auch 2016 Südsudan, Horn von Afrika, Sahel und die Demokratische Republik Kongo.
Südsudan In Südsudan herrscht eine prekäre humanitäre Lage. Die Vereinten Nationen haben die Notlage auf Level 3 (höchste Stufe) festgesetzt. Aktuell gibt es ca. 1,7 Millionen Binnenvertriebene, die auf Hilfe angewiesen sind. Ca. 678.000 Menschen sind in Nachbarländern geflohen, um dort Schutz zu suchen. Zudem halten sich 270.000 Flüchtlinge aus Nachbarländern in Südsudan auf.
Äthiopien Aktuell sind in Äthiopien 10,2 Millionen Menschen akut hilfsbedürftig, 5,8 Millionen Menschen brauchen Unterstützung bei Wasser und Gesundheitsversorgung. über das soziale Grundsicherungsprogramm „PSNP“ der Regierung werden acht Millionen sog. „strukturell ernährungsunsichere“ Menschen unterstützt. Die Gesamtzahl der Bedürftigen beläuft sich somit auf über 18 Millionen Menschen (circa 20% der Gesamtbevölkerung).
Klimaphänomen El Niño: Verschiedene Ausprägungen des Klimaphänomens (je nach Region: Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme, deutlicher Temperaturanstieg) führen zu Missernten und Wasserknappheit, was in Folge zu dramatisch verschärfter Ernährungsunsicherheit und steigender akuter Unterernährung, erhöhten Gesundheitsrisiken, v.a. wasserinduzierte Krankheiten, Zwang zu schädlichen Bewältigungsmechanismen, zunehmenden Migrationsbewegungen (v.a. innerhalb der Region) führt. Mehr als 60 Mio. Menschen sind betroffen, überwiegend am Horn und im südlichen Afrika, aber auch in Lateinamerika und Asien.
Viele humanitäre Krisensituationen in Afrika werden zu den vergessenen Krisen gezählt. Engagement in vergessenen Krisen wie Äthiopien und Südsudan gehört zu den Schwerpunkten der Strategie des Auswärtigen Amtes zur Humanitären Hilfe.
Pressemitteilung Auswärtiges Amt