Die heimische SPD-Abgeordnete Dr. Bärbel Kofler hatte zu einer Abendveranstaltung zum Thema bezahlbarer Wohnraums in der Region geladen. Im vollbesetzten Georgi Stüberl im Sailer Keller in Traunstein begrüßte Kofler mit Sören Bartol einen Fachpolitiker auf dem Gebiet Bauwesen und Wohnen. Bartol ist seit Dezember 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im neu gegründeten Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
„Die Miet- und Bodenpreise im ländlichen Raum steigen. Was lange als Problem der Städte und Ballungszentren galt, ist auch in unserer Region eingetroffen. Die SPD im Landkreis Traunstein widmet sich deshalb mit der Initiative „Chiemgau aber bezahlbar“ der Thematik. Eine Umfrage der Initiative hat ergeben, dass 16 Gemeinden im Landkreis Traunstein einen Mangel an Wohnraum verzeichnen“, stellte Kofler zu Beginn der Veranstaltung dar.
„Deutschland ist nicht fertig gebaut. Das Bauministerium hält an den festgelegten Zielen fest, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Dies ist keine willkürliche Zahl, sondern der Bedarf an Wohnungen, den Fachleute ermittelt haben. Von diesen 400.000 Wohnungen sollen 100.000 als Sozialwohnungen ausgewiesen werden. Insgesamt sieht der Bundeshaushalt für dieses Vorhaben bis zum Jahr 2026 ein Budget von 14 Milliarden Euro vor. Wir nehmen uns auch des oft vernachlässigten Thema Obdachlosigkeit und wollen diese bis zum Jahr 2030 vollständig überwinden“, erläuterte Bartol.
Besonders hob der Staatssekretär die gerade beschlossene Wohngeldreform hervor: „Mit dieser Reform verdreifachen wir die Anzahl der Berechtigten für Wohngeld. So sollen künftig 2 Millionen Haushalte in Deutschland Wohngeld erhalten. Dies entspricht ca. 4,5 Millionen Bürgern. Ich möchte betonen, dass nicht nur Mieter, sondern auch Eigentümer einer Immobilie Anspruch auf Wohngeld haben“, so Bartol. Die Internetseite des Bauministeriums biete dafür einen Wohngeldrechner an, mit dem sich der Anspruch prüfen lässt.
In der anschließenden Diskussion wurde eine große Bandbreite an Themen mit den SPD-Politikern besprochen. Heinz Deutsch aus Altenmarkt machte auf die Einsparpotentiale im Bausektor aufmerksam. „Rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen stammen aus diesem Bereich, deshalb müssen wir hier ansetzen, um den Weg zur Klimaneutralität weiter zu beschreiten“, so Bartol. Martin Hafenmair, Architekt und Energieberater aus Berchtesgaden, sprach die nötige Dämmung von Außenmauern an. So sei Energieeinsparung sehr kosteneffizient möglich. Für Margarete Schürholt aus Ruhpolding war der Bau von mehr Wohnungen im Verhältnis zu Einfamilienhäusern wichtig: „Gerade viele junge Familien suchen bezahlbare Wohnungen.“ Der stellvertretende Landrat Sepp Konhäuser stellte die Aktivitäten des Landkreises für bezahlbaren Wohnbau dar: „Die landkreiseigene Wohnbau GmbH kann hier viel leisten und zum Beispiel vergleichsweise günstige Mieten anbieten. Deshalb haben wir uns als SPD immer für dieses Instrument stark gemacht.“ Der Traunsteiner Stadtrat Nils Bödeker sprach die hohen Grundstückspreise in der Region an und Jenny Osenstätter, ebenfalls aus Traunstein, interessierte sich für die Möglichkeiten des Baus von sogenannten Tiny-Häusern. Die Problematik der Zweitwohnsitze und des dadurch bestehenden Leerstands von Wohnraum kam ebenfalls zur Sprache.
„Es braucht im Wohnungsbau kommunalen Zusammenhalt statt Wettbewerb. Wohnungsbaugenossenschaften können ein wirkungsvolles Instrument sein. Außerdem gilt es Leerstand zu verhindern und für Nachverdichtung zu sorgen. Hier sind die Kommunen vor Ort in Abstimmung mit den Ländern besonders gefragt“, so Bartol abschließend.
Staatssekretärin Kofler dankte den Teilnehmern und ihrem Gast Sören Bartol für die fachkundigen Ausführungen und engagierten Beiträge.