„Gute Motivation bei den Mitarbeitern und positive Stimmung bei unseren Bewohnern - aber es wird jetzt Zeit für den Neubau“: so fasste Andreas Achmed Weis, der Leiter des Seniorenzentrums Bürgerstift der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Freilassing die aktuelle Situation in seiner Einrichtung bei einem Besuch der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Bärbel Kofler zusammen. Die gebürtige Freilassingerin informierte sich zusammen mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Roman Niederberger auch über die Folgen des ersten Teils des Pflegestärkungsgesetzes und die Erwartungen an die zweite Stufe des Gesetzes, die zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten ist.
„Unsere 148 vollstationären Plätze sind gut ausgelastet“, berichtete Andreas Weis bei seiner Begrüßung. Trotzdem ist im Rahmen des anstehenden Neubaus eine veränderte Strukturierung erforderlich.„Wir wollen uns stärker spezialisieren, die Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter Pflege verbessern und uns flexibler nach den Bedürfnissen unserer Bewohner richten können“, fasste er die Vorhaben zusammen. Bärbel Kofler und Roman Niederberger interessierten sich insbesondere für die Situation der einhundert im Seniorenzentrum beschäftigten Mitarbeiter im Pflegebereich hinsichtlich Bezahlung und Arbeitsbelastung. Der Verdienst in der Pflege sei aus seiner Sicht bei Trägern mit Tarifvertrag, wie der AWO, einigermaßen gut, führte der Einrichtungsleiter aus. Der gesetzliche Mindestlohn bereite nur in einem Bereich Probleme, nämlich bei der Beschäftigung von Praktikanten im Rahmen von Schnupperpraktika, erklärte er auf Nachfrage von Bärbel Kofler.
„Es fehlt im Gegensatz zur Krankenpflege weiterhin an der gesellschaftlichen Anerkennung für den Altenpflegeberuf“, stellte der Leiter des Seniorenzentrums fest. Eine von Roman Niederberger angesprochene mögliche Generalisierung der Pflegeausbildung mit der Zusammenlegung von Kranken- und Altenhilfe könne sich möglicherweise auf Kosten der Altenpflege auswirken und berge weitere Risiken. Mit insgesamt 21 Auszubildenden sei die AWO in Freilassing stark engagiert, um eine gute Pflege auch für die Zukunft zu sichern.
Das Pflegestärkungsgesetz bezeichnete Bärbel Kofler im weiteren Gespräch als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die bessere finanzielle Ausstattung mit rund 2,4 Milliarden Euro seit Januar 2015 helfe mit, die Qualität in der Pflege zu sichern. Im zum 01.01.2016 beschlossenen und bis Anfang 2017 vollständig umzusetzenden zweiten Teil der Reform geht es nun um eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit. Statt bisher drei Pflegestufen soll es nunmehr fünf Pflegegrade geben und die Unterscheidung zwischen körperlichen und kognitiven Einschränkungen wie beispielsweise Demenz wegfallen, führte die SPD-Abgeordnete aus.
Auch in den Pflegeeinrichtungen sehe man die jetzt beschlossenen Verbesserungen positiv, berichtete Andreas Weis. Wichtig sei jetzt eine umfassende Information der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen über die Neuerungen. „Wir haben bereits über eine Veranstaltung darüber informiert und werden das auch in 2016 konsequent weiterführen“, machte er deutlich.
Bei einem anschließenden Rundgang durch das Seniorenzentrum konnten sich die Besucher ein Bild von der Notwendigkeit eines Neubaus machen. Schmerzlich sei für ihn insbesondere, dass die im obersten Stockwerk vorhandene Kapelle aus feuerschutzrechtlichen Gründen nicht mehr genutzt werden könne, stellte Andreas Weis fest. Bärbel Kofler und Roman Niederberger waren sich zum Abschluss des Besuchs mit dem Leiter des Seniorenzentrums einig, dass die Verhandlungen für einen Standort nun zügig abgeschlossen und der Weg für einen Neubau frei gemacht werden soll.