Wie stellt sich der Nationalpark den Herausforderungen des Klimaschutzes und des Massentourismus? Um sich über diese Fragen auszutauschen, hat vor kurzem Florian Pronold, Staatssekretär im Bundesumweltministerium das Haus der Berge in Berchtesgaden gemeinsam mit seiner heimischen Fraktionskollegin Dr. Bärbel Kofler und Vertretern der Kommunalpolitik besucht.
Bei einem Rundgang durch das Haus der Berge konnte der Staatssekretär nicht nur die Ausstellung „vertikale Wildnis“ kennenlernen, sondern auch das Bildungszentrum besuchen, in dem derzeit Erweiterungsarbeiten für zusätzliche Räume stattfinden. Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher von einem in der Schnitzschule Berchtesgaden gefertigten Holzrelief, in dem die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, aber auch Formen der menschlichen Nutzung bis hin zum liegengelassenen Abfall plastisch dargestellt werden. "Uns ist Bildung für nachhaltige Entwicklung ein besonderes Anliegen und wir möchten Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen für den einzigen Alpen-Nationalpark sensibilisieren und sie zum Schutz der Natur motivieren", führte die Leiterin des Bildungszentrums Andrea Heiß aus.
Bei einer Gesprächsrunde in der Cafeteria des Haus der Berge wurde schnell deutlich, dass das Thema Klimawandel auch die Arbeit der Nationalparkverwaltung stark prägt. „Wir haben uns auf den Weg gemacht, als Einrichtung des Freistaats Bayern auch unsere eigene CO2-Bilanz unter die Lupe zu nehmen und zu untersuchen, welche Schritte zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralität bis 2030 notwendig sind“, erklärte Oliver Pohl. Mit der sogenannten Partner-Initiative sollen dabei auch heimische Unternehmen und Verbände mit eingebunden und beraten werden.
Ein brisantes Thema ist die Bewältigung der Besucherströme im Nationalpark. Die steigende Zahl der Menschen im Nationalpark führe dazu, dass bewährte Strategien neu überdacht werden. „Wenn unsere gut ausgebauten Wanderwege aufgrund der starken Auslastung zunächst von Einheimischen und dann auch von vielen Touristen nicht mehr genutzt werden, sondern stattdessen alte Steige wieder begangen oder auch neue Pfade gesucht werden, dann steht das im Widerspruch zu ökologischen Belangen“, führte Ulrich Brendel aus. Obwohl sich eine große Mehrzahl der Besucher selbst als sehr naturverbunden bezeichnen, greife unter anderem aufgrund der sozialen Medien ein problematisches Nutzerverhalten Raum. „In gesperrten Bereichen ein Billig-Zelt aufbauen und dann einfach stehen lassen, die Aufregung um den sogenannten „Infinity-Pool“ – das alles erfordert neue Antworten, die nicht einfach sein werden“, stellte Brendel dar.
Hans Metzenleitner, Bischofswieser Kreis- und Gemeinderat erinnerte in dem Gespräch an den langen Weg, den der Nationalpark gehen musste, bis er bei allen Bürgerinnen und Bürgern Akzeptanz gefunden hatte. „Die Menschen stehen jetzt hinter ihrem Nationalpark und sind deswegen bereit, sich aktiv auch an schwierigen Diskussionen über seine Zukunft zu beteiligen“, zeigte er sich überzeugt. Sein Fraktionskollege Sepp Angerer war sich mit dem 2. Bürgermeister von Berchtesgaden Bartl Mittner einig, dass keinesfalls eine Konsum- und Wegwerfmentalität gegenüber den einzigartigen Naturwundern des Nationalparks Einzug halten dürfte.
Bärbel Kofler zeigte sich zum Abschluss des Besuchs erfreut, dass auch in der Arbeit des Nationalparks die Nachhaltigkeitsziele der UNO eine wichtige Rolle spielen, mit denen sie sich sowohl in ihrer Tätigkeit als Entwicklungspolitikerin als auch bei ihrer aktuellen Aufgabe als Außenpolitikerin und Menschenrechtsbeauftragte fortlaufend beschäftigt.
Staatssekretär Florian Pronold bedankte sich bei den Vertretern des Nationalparks und wünschte ihnen für ihre wichtige Aufgabe weiterhin viel Erfolg.
Pressefoto v.l.n.r.: Josef Angerer, Bartl Mittner, Hans Metzenleitner, Bärbel Kofler, Florian Pronold und Roman Niederberger zu Besuch im Haus der Berge.