Gute Arbeit weltweit! - Bärbel Kofler besucht Bekleidungsfabrik in Indien

12. November 2014

„Katastrophale Zustände für die Beschäftigten in den Bekleidungsfabriken sind uns nicht erst seit dem Einsturz einer Fabrik in Bangladesch im vergangenen Jahr mit über 1100 Toten bekannt. Leider wird auch heute noch ein Großteil unserer Kleidung in Ländern produziert, die von den Standards unserer Arbeitswelt weit entfernt sind. Für mich war daher meine Reise nach Indien und die Mitarbeit in einer Bekleidungsfabrik eine sehr wichtige Erfahrung“, so die Traunsteiner Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler über ihre Reise. Die Entwicklungspolitikerin nahm an einem sogenannten Exposure- und Dialog-Programm in Silvassa/Indien teil.

Dort öffnete sich ein indisches Textilunternehmen bewusst für den Dialog mit Teilnehmenden aus Politik, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Bestandteil dieses Dialogprogramms ist immer auch der direkte Kontakt mit den Beschäftigten. So wohnte die SPD-Abgeordnete bei einer Textilarbeiterfamilie und konnte eine Näherin zwei Tage an ihrem Arbeitsplatz begleiten.

„Nur durch verbindliche Mindeststandards für „gute Arbeit“ in der gesamten globalen Textillieferkette kann sichergestellt werden, dass niedrige Preise für Bekleidung oder hohe Gewinnmargen für Großkonzerne nicht auf dem Rücken der Beschäftigten in den Produktionsländern zustande kommen. Meine Gastfamilie lebte auf unglaublich engem Raum zusammen, zu viert teilen sie sich einem Raum mit Kochnische auf nur 12 Quadratmetern. Privatsphäre gibt es in den Wohnungen der Beschäftigten keine und die hygienischen Bedingungen sind herausfordernd“, beschreibt Kofler ihre Unterkunft. „Ein Arbeiter in diesem Industriebetrieb nördlich von Mumbai, der im internationalen Vergleich sicher als Vorzeigefirma gelten muss, verdient im Monat umgerechnet rund 160 Euro. Ein Arbeitstag einer 6-Tage-Woche dauert 8 Stunden und die Firma gewährt 20 Tage Urlaub im Jahr. Von seinem Lohn kann ein Arbeiter mit Familie aber seine Lebenshaltungskosten nicht decken, er benötigt einen Nebenverdienst, wenn er der einzige Erwerbstätige in der Familie ist. Wie wenig sich dabei eine Familie leisten kann machte meine Gastgeberin deutlich: Ihr dringendster Wunsch ist ein Kühlschrank. Eine Näherin verdient umgerechnet nur etwa 90 Euro im Monat und das bei 48 Wochenstunden Arbeit. Der Betrieb hat eine Betriebsfeuerwehr mit modernen Feuerwehrwagen, nachdem vor einigen Jahren dort ein Feuer ausgebrochen war, wurde offensichtlich investiert, im Vergleich zu anderen Fabriken sicherlich ein Fortschritt“, schildert Kofler. Für die heimische Abgeordnete wurden auch die Probleme im Schwellenland Indien wieder deutlich. So gibt es zwar auf Ebene der Bundesstaaten Mindestlöhne, diese sind aber nicht existenzsichernd. Daher bräuchte man dringend handlungsfähige Gewerkschaften, die sich in Verhandlungen mit den Arbeitgebern dafür einsetzten könnten, dass man von seinem Verdienst auch leben kann. Mitglieder von Gewerkschaften werden von Betrieben derzeit oft gar nicht eingestellt. Daher ist für Bärbel Kofler die Umsetzung der sogenannten Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) für die Beschäftigten auch in Indien so wichtig. Diese Normen beinhalten für die Mitgliedstaaten der ILO, einer Unterorganisation der Vereinten Nationen, unter anderem das Recht auf Vereinigungsfreiheit, das Recht auf Gründung von Gewerkschaften, die Beseitigung der Diskriminierung im Arbeitsleben und das Ziel von gleichem Lohn für gleiche Arbeit von Frauen und Männern. Nötig sei, dass die Arbeitnehmervertreter in den Ländern sich für die Rechte der Beschäftigten vor Ort einsetzen können und dies auch tun.

„Auf Drängen der SPD haben die Koalitionsfraktionen aktuell einen Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht, der die Bundesregierung auffordert, sich für „Gute Arbeit weltweit“ einzusetzen. Die Regierung soll sich außerdem dafür einsetzen, dass auch Unternehmen aus Deutschland ihrer sozialen Verantwortung und Sorgfaltspflicht für ihre Lieferkette in Bezug auf die Kernarbeitsnormen nachkommen. Außerdem wollen wir prüfen, ob durch ein Textil-Siegel mehr Transparenz in der Lieferkette für Verbraucherinnen und Verbraucher erreichbar ist“, fasst Bärbel Kofler die Inhalte des Antrags zusammen.

„Für meine Arbeit als entwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion konnte ich auf dieser Reise wertvolle Einblicke in den Arbeitsalltag in Indien und weltweite Lieferketten der Textilbranche gewinnen“, so Bärbel Kofler abschließend.

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