Mit Bärbel Kofler auf die Stoißer Alm. Mindestlohn ist auch ein Thema für die Almwirtschaft

Wandergruppe auf der Stoißer Alm

15. Juni 2015

Anger. Mit Bärbel Kofler geht auch eine Wanderung auf die Stoißer Alm nicht ohne politische Inhalte. Und Themen liegen schon am Weg, wenn ein Forstmann wie Wolf Guglhör von der Reichenhaller SPD mitgeht.

Ganz praktische Politik musste der Angerer Bürgermeister Silvester Enzinger machen, als drei Mountainbiker die für sie verbotene Abfahrt durch den Wald nahmen und der Wandergruppe auf „ihrem“ Steig entgegenkamen. Enzinger appellierte an die Biker, nur die Forststraßen zu nutzen. Angekommen auf der Alm holte die Bundestagsabgeordnete dann noch das Thema Mindestlohn ein, das Auswirkungen auch auf Almwirtschaften hat.

Beim ersten Aussichtspunkt gab Dr. Guglhör Erläuterungen zur Geologie. Die Ausläufer hinter Staufen und Zwiesel sind eine Folge aus der Zeit der Auffaltung der Alpen. Solche Formationen werden mit dem Ausdruck „Flysch“ bezeichnet. Ein Begriff für Gebiete mit sandigen, mergeligen und tonigen Sedimenten, die sich in einer bestimmten Zeit gebildet haben. Da die Sedimente gewöhnlich wenig verfestigt sind, besteht die Gefahr, dass das Material zu rutschen beginnt, so Guglhör. Für die Holzwirtschaft und dem Forststraßenbau habe das Folgen, wie auf dem Teisenberg gut zu erkennen sei. Entlang von Gräben, die durch den lockeren Untergrund nicht zu erschließen sind, seien schöne Mischwälder erhalten geblieben, während ansonsten doch die wirtschaftlich ertragreichen Monokulturen an Fichten vorherrschen.

Bei schönem Wanderwetter konnte die Gruppe die herrliche Terrasse der Alm mit Blick auf Hinterstaufen, Zwiesel, Untersberg, Reiter Alm und die Loferer Steinberge geniessen. Dabei gesellte sich auch Heinrich Koch von der Almgenossenschaft dazu. Ihn beschäftigen für seine Sennerinnen der Stoisser Alm die Auswirkungen des Mindestlohnes. Neben der Lohnhöhe seien dies auch die Punkte Höchstarbeitszeit und die Aufzeichnungspflichten.

Die Abgeordnete ließ sich diesen doch speziellen Fall für eine solche Almwirtschaft genau erläutern und meinte, das Problem sei bei ihr „schon angekommen“. Allerdings wollte Frau Kofler am Mindestlohngesetz nicht rütteln lassen. Speziell die Aufzeichnungspflichten würden jetzt erst zu Tage fördern, dass zum Beispiel in der Gastronomie geringe Löhne wegen der langen Arbeitszeiten bezahlt wurden. Selbst 450-Euro-Kräfte arbeiteten in Einzelfällen Vollzeit und die Aufzeichnungspflichten des Gesetzes wirken diesen Missständen jetzt entgegen.

Ganz konnten die Meinungsunterschiede allerdings durch das Gespräch nicht ausgeräumt werden, eher schon durch den zuletzt vom „Almgenossen“ ausgegebenen Obstler.

Text: U. Scheuerl

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