Die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler ist am heutigen Donnerstag in Paris und wirbt bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für existenzsichernde Löhne in der Texilindustrie. Auf der wichtigsten Konferenz zu Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten in der Textilindustrie in Europa, dem OECD Forum on Due Diligence in the Garment and Footwear Sector, bekräftigte Kofler die Bedeutung von existenzsichernden Löhnen in der Textilindustrie.
In Deutschland ist aus ihrer Sicht ein erster wichtiger Schritt mit dem seit Januar in Kraft getretenen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gelungen. Ein Gesetz, für das sich die heimische Abgeordnete viele Jahre in Berlin eingesetzt hat. Nun gelte es auch auf europäischer Ebene solche Regelungen einzuführen. „Wir brauchen weltweit und bei uns in Deutschland Löhne, von denen man leben kann“, so die heimische Abgeordnete.
In Paris betonte Kofler mit Blick auf die Textilindustrie: „Mit aller Brutalität hat uns die Pandemie auch die Folgen des Billiglohnmodells in der Textilwirtschaft vor Augen geführt. Weil die Löhne von Näherinnen in Asien und Afrika weit unter dem existenzsichernden Niveau sind, konnten sie keine Rücklagen bilden. Der Verlust von Arbeitsplätzen während der Pandemie hat so viele Familien nicht nur das Einkommen gekostet – ohne Ersparnisse und staatliche Unterstützung waren sie häufig auch nicht in der Lage, ausreichend Lebensmittel zu kaufen oder für die Bildung ihrer Kinder aufzukommen. Das zeigt einmal mehr: Der Schlüssel zu Gesundheit, guter Bildung und auch der Vermeidung von Kinderarbeit ist eine anständige Bezahlung.“
Als existenzsichernd gilt ein Lohn, wenn er Beschäftigten und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht. Das bedeutet, der Lohn muss ausreichen für Nahrung, Wohnung, Bildung, Gesundheitsversorgung, Transport, Kleidung und andere Grundbedürfnisse sowie für Vorkehrungen für unerwartete Ereignisse. In den meisten Produktionsländern der Textilindustrie werden keine existenzsichernden Löhne gezahlt. Das betrifft insbesondere Frauen, die etwa 80% der Arbeitskräfte in der Textillieferkette ausmachen.
Kofler kündigte an, sich weiter politisch für das Thema stark zu machen. Von Unternehmen fordert sie, ihre Sorgfaltspflichten für die eigene Lieferkette ernst zu nehmen und Schritte zur Hebung des Lohnniveaus zusammen mit ihren Zulieferbetrieben anzugehen. „Die Arbeitsgruppe im deutschen Textilbündnis dazu hat gezeigt, dass es gute Beispiele gibt, die auf Nachahmer warten“, so Kofler. Mit der Initiative „Living Wage Lab“ wird im Textilbündnis die Einführung von Strategien zur Zahlung existenzsichernder Löhne gefördert. Beteiligt sind Unternehmen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und das BMZ. Auch mit dem weiterentwickelten staatlichen Textilsiegel „Grüner Knopf 2.0“ wird das Thema existenzsichernde Löhne gefördert.