Der Marktschellenberger Bürgermeister Michael Ernst freute sich, die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler und deren Kollegen Andreas Mehltretter, MdB, sowie viele interessierte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte aus dem Berchtesgadener Talkessel und weiteres Fachpublikum im Veranstaltungsraum des Marktschellenberger Feuerwehrhauses begrüßen zu dürfen.
Der Gemeinderat der Marktgemeinde setzt sich bereits seit einiger Zeit mit dem Thema kommunale Wärmeplanung auseinander, wie Michael Ernst in seinen einführenden Worten schilderte. So plant die Kommune, ebenso wie fünf weitere Gemeinden in Bayern, als Teil eines Pilotprojektes Photovoltaikanlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden zu installieren. „Wir wollen den auf der Schule, dem Kindergarten oder dem Rathaus produzierten Strom gleich hier vor Ort verbrauchen, am besten mit einer Großwärmepumpe zur Gewinnung von Wärme für die Wohnhäuser, wie sie in Skandinavien häufig genutzt werden“, schilderte der Bürgermeister. Gemeinsam mit einem Projektpartner sei man dabei, die Wirtschaftlichkeit dieses Vorhabens zu prüfen. Dabei spiele die Höhe der staatlichen Förderung eine wichtige Rolle.
Voraussetzung für die tatsächliche Umsetzung der Pläne sei, den Kundinnen und Kunden im Gemeindegebiet ein preislich attraktives Angebot für einen Anschluss an ein Fernwärmesystem machen zu können. Gerade durch die schwierige Lage in einem Tal sei unter anderem die Leitungslegung kostenintensiver als beispielsweise in sandigen Böden im flachen Land, schilderte Thomas Schwaiger als Projektpartner der ESB-Wärme anhand der konkreten Pläne. Neben der Wärmepumpe käme auch eine Hackschnitzelanlage, beschickt mit regional produzierten Hackschnitzeln zum Einsatz, um dauerhaft Wärme bei Bedarfsspitzen garantieren zu können. Eine Abfrage bei 160 Gebäudeeigentümern habe ergeben, dass 100 von ihnen Interesse an einem Anschluss an das Wärmenetz hätten.
Andreas Mehltretter, stellvertretender Sprecher für Klimaschutz und Energie der SPD-Bundestagsfraktion, zeigte sich beeindruckt von der vorausschauend planenden Kommune: „Sie gehen ja bereits den nächsten Schritt. Viele Kommunen stehen erst davor, ihre konkreten Pläne zur Umsetzung der Wärmewende auszuarbeiten. Wir brauchen Wärmenetze in Großstädten, aber auch in den kleinen Gemeinden, wo sie sich sinnvoll darstellen lassen“, so Mehltretter. Wichtig war ihm, dass auch der Anschluss an Fernwärmenetze durch das Gebäudeenergiegesetz mit bis zu 70 Prozent gefördert werden könne. „Es geht im Sinne des Klimaschutzes darum, neue Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie zu betreiben“, betonte Mehltretter.
In der sich anschließenden Diskussion sprach man unter anderem über die Kosten der Durchleitung von Strom durch das Stromnetz, laut dem Projektplaner eine Hürde auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit. Andreas Mehltretter nahm die Anregung zu möglichen Ermäßigungen der Durchleitungsgebühr bei nur kurzer Strecke etwa innerhalb eines Trafos gerne mit in die Verhandlungen zum nächsten Solarpaket nach Berlin. Thomas Schwaiger stellte auf die Frage zu den Kosten dar, dass man beim Einbau einer neuen Ölheizung mit ca. 25.000 Euro rechnen müsse, der Anschluss an das mögliche Wärmenetz mit 15.000-18.000 Euro zu Buche schlage. Von letzterer Summe könne man dann noch die Förderung abziehen. Hr. Pospischil von der Energieagentur betonte einen weiteren Vorteil eines Anschlusses an ein Wärmenetz: „Der Anschluss ist eine einmalige Investition, ein künftiger Austausch der Heizung entfällt, das ist dann Sache des Wärmenetzanbieters.“ Angesichts des hohen Beratungsaufwands wäre ein Pilotprojekt eines funktionierenden Wärmenetzes wie in Marktschellenberg als positives Beispiel sicher hilfreich, waren sich Schwaiger und Pospischil einig. Kreisrat Roman Niederberger nahm auch den Freistaat Bayern in die Pflicht, eigene Fördermittel speziell für kleine Kommunen in schwieriger geographischer Lage, insbesondere mit Blick auf Topografie und Geologie, aufzusetzen.
Abschließend dankte Bürgermeister Michael Ernst der Bundestagsabgeordneten Dr. Bärbel Kofler und ihrem Kollegen Andreas Mehltretter für deren Einsatz und Besuch in Marktschellenberg. Man vereinbarte, weiter im Austausch zu bleiben, um das Gelingen der Wärmewende in der Region sicherzustellen.