Wohnbau treibt Menschen in Region um

12. Juli 2018

Die Plätze im Veranstaltungssaal reichten kaum aus um allen Interessierten einen Sitzplatz zu garantieren bei der Veranstaltung der SPD wie „Neue Wege zu bezahlbarem Wohnraum“ beschritten werden können. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler konnte in Traunstein neben dem Referenten Hans-Otto Kraus, ehemaliger Geschäftsführer der großen Münchner Wohnbaugesellschaft GWG, unter den vielen Gästen auch den Oberbürgermeister der Stadt Traunstein Christian Kegel, den Alt-OB Fritz Stahl, den Bergener Bürgermeister Stefan Schneider sowie weitere Kommunalpolitiker in ihren einführenden Worten begrüßen.

„Ich freue mich über den Zuspruch, den die Frage, wie wir hier in der Region dem Wohnungsmangel begegnen können, findet. Als Zuzugsregion sind schon seit vielen Jahren fehlender Wohnraum und steigenden Miet- und Grundstückspreise ein großes Thema“, so Bärbel Kofler. Die heimische Abgeordnete verwies auf Hans-Jochen Vogel, der bereits 1972 sich der Frage gestellt hatte, wie man ständig steigende Grundstückspreise in den Griff bekommen könne und ob nicht Boden Teil der Daseinsvorsorge sein müsse. Kofler betonte, dass sowohl Bund, als auch ganz speziell das Land Bayern gefordert sei, passende Rahmenbedingungen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum voranzubringen. Leider sind in den Jahren 2009-2013 unter Schwarz-Gelb die Mittel für den sozialen Wohnungsbau auf eine nicht nennenswerte Größe zurückgefahren worden. Dank dem Engagement der SPD-Bundestagsfraktion wurden beispielsweise im letzten Jahr 1,5 Mrd. Euro für den Wohnbau bereitgestellt. Dies wird auch im neuen Bundeshaushalt fortgesetzt. In den kommenden vier Jahren sollen so 1,5 Millionen neue Wohnungen geschaffen werden. Sepp Parzinger, Gemeinderat aus Bergen und stellv. Bundesvorsitzender der Jusos mahnte in seinem Grußwort an, dass sich inzwischen auch Gutverdiener kaum Wohnraum leisten könnten. Außerdem regte er an, dass man gerade in der ländlichen Region verstärkt in Geschosswohnungsbau investieren müsse, um dem Wohnungsmangel begegnen zu können. Hans-Otto Kraus, der seit 1980 im Wohnungsbau tätig ist und unter dessen Leitung die GWG München ihre Bilanzsumme verdoppelt hatte und die inzwischen 28.000 Wohnungen verwaltet, stellte dar, dass mit Hilfe der Stadt München viele Projekte verwirklicht werden konnten. So gab die Stadt Grundstücke an die GWG, die dort dann Wohnbebauung realisieren konnte. Steigende Standards und Erwartungen der Mieterinnen und Mieter stellten die Wohnungsbaugenossenschaften vor Herausforderungen. So habe sich der Bedarf an Quadratmeter pro Person in den letzten Jahrzehnten verdoppelt. Er ging auf verschiedene Modellprojekte ein, die in ökologischer Bauweise aus Holz erstellt wurden und zeigte Möglichkeiten auf, wie konkret die Kosten für etwa den Innenausbau günstiger gehalten werden können um letztlich bezahlbare Mieten realisieren zu können. Ernst Holl aus Traunstein wollte in der sich anschließenden Diskussion wissen, wie man dem Mangel an Baugrund begegnen könne. Eine Möglichkeit, so Kraus, sei hier die Nachverdichtung in den Kommunen. Bärbel Kofler ergänzte, dass sich durch die demografischen Entwicklungen auch in den Kommunen in der Region hier in den Ortskernen Möglichkeiten ergäben. Als Beispiel führte sie die Gemeinde Siegsdorf an, in der im Ortszentrum durch den Abzug einer Firma in ein Gewerbegebiet neue Möglichkeiten für Wohnbau entwickelten. „Wichtig ist aber dabei, dass dort dann auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, den sich auch die junge einheimische Familie leisten kann“, forderte Kofler. Dieter Berlitz aus Bergen stellte umfangreiche Ideen für bezahlbaren Wohnraum dar. Unter anderem hob er die Bedeutung von Wohnungsbaugenossenschaften für die Schaffung von Wohnungen mit bezahlbaren Mieten hervor. Kreisrätin Traudl Wiesholler-Niederlöhner war wichtig darzustellen, dass sich der Landkreis Traunstein im Wohnungsbau engagiert, aber auch, dass in den letzten Jahren durch den Verkauf der GBW-Wohnungen an die private Wirtschaft allein in Traunstein und Traunreut 470 Sozialwohnungen verloren gegangen seien. Hierfür und für den Verlust von insgesamt 33.000 weiteren bezahlbaren Wohnungen trage der damalige Finanzminister Söder die Verantwortung. Weitere Wortmeldungen beschäftigten sich unter anderem damit, wie es gelingen könne, leer stehende Gewerbeflächen wie etwa im Ortszentrum Siegsdorf in Wohnraum umzuwandeln. Bärbel Kofler sagte zu, sich speziell dem Genossenschaftsmodell im Wohnbau mit einer separaten Veranstaltung in den kommenden Monaten anzunehmen. Sie dankte abschließend dem Referenten für seinen engagierten Vortrag und den vielen Diskussionsteilnehmerinnen und –teilnehmern für ihre Beiträge.

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