Wohngenossenschaften als Modell der Zukunft?

10. Mai 2019

Die SPD im Kreis Traunstein mit ihrer Vorsitzenden, der Bundestagsabgeordneten Dr. Bärbel Kofler hatten im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wie wollen wir leben?“ nach Traunstein geladen um über genossenschaftliches Bauen zu sprechen.

Sabine Lenk, MARO Genossenschaft
Sabine Lenk, MARO Genossenschaft

Bärbel Kofler wies in ihren einführenden Worten auf die zu erwartende demografische Entwicklung im Landkreis. „Das Landesamt für Statistik geht davon aus, dass die Bevölkerung hier im Landkreis von 2017 bis 2037 insgesamt um 3,3 Prozent wachsen wird. Besonders stark ist aber der Anstieg der über 65 jährigen Bevölkerung. Hier wird ein Anstieg um 32,6 Prozent erwartet. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Die Frage wird sein, mit welchen Wohnformen wir bezahlbares Wohnen sicherstellen können, angefangen von der ersten eigenen Wohnung bis ins hohen Alter“, so Kofler. Vielfach werde Wien als Beispiel genannt, wie man durch hohen genossenschaftlichen Wohnanteil eine Antwort auf Preisentwicklungen geben könne. Auch in Deutschland stiegen Mieten in genossenschaftlichen Wohnformen nicht in dem Maße wie bei privat vermieteten Objekten.

Bärbel Kofler begrüßte Sabine Lenk von der MARO Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen eG als Referentin. Lenk stellte dar, dass es in Deutschland bereits seit 150 Jahren genossenschaftlich organisiertes Wohnen gibt. Genossenschaften seien verpflichtet, eine schwarze Null zu erwirtschaften. So könnten stabile Mieten erreicht werden. Weiterer Vorteil sei, dass in einer Genossenschaft Wohnraum auf Lebenszeit geschaffen werde, man also nicht vom Vermieter gekündigt werden könne.

Im Detail ging Lenk auch auf das von MARO geplante Projekt in Unterwössen ein. Dort werde gemeinsam mit der Lebenshilfe Traunstein und der Unterstützung der Kommune Wohnraum geschaffen. Wichtig sei mit Blick auf die demografische Entwicklung immer auch die Anbindung an die örtliche Infrastruktur, um den Bewohnerinnen und Bewohnern auch im Alter selbständiges Wohnen zu ermöglichen.

Sabine Lenk, MARO und Bärbel Kofler
Sabine Lenk, MARO und Bärbel Kofler

In der sich anschließenden intensiven Diskussion wollte Hermann Schätz aus Traunstein wissen, wie die Frei- und Gemeinschaftsflächen bei Genossenschaften gestaltet und gepflegt würden. Lenk erläuterte am Beispiel eines Objekts in Weilheim, dass dies ganz von den Bewohnerinnen und Bewohnern abhänge, die gemeinsam beschließen könnten wie und was mit solchen Flächen geschehe. Klaus Koch aus Saaldorf-Surheim kritisierte, dass der Freistaat Bayern die GBW-Wohnungen verkauft hat, da er so den Anstieg von Mieten in diesen Wohnungen nicht verhindern könne. Ein Veranstaltungsteilnehmer aus Haidforst zeigte sich erfreut über die Aufwertung dieser Wohnform. „Noch vor wenigen Jahren wurde genossenschaftliches Wohnen unverständlicher Weise nicht als attraktiv angesehen, es ist gut, dass das Konzept nun wieder eine Aufwertung erfährt“. Ein Ruhpoldinger Paar meldete sich, da die beiden auf der Suche nach anderen Interessenten für ein genossenschaftliches Wohnprojekt seien: „Wie können wir denn so ein Projekt verwirklichen?“ Lenk wies darauf hin, dass oftmals die Hilfe der Kommunen nötig sei, denn nur mit günstigem und gut angebundenem Baugrund könne eine Genossenschaft auch bezahlbare Mieten sicherstellen. Auch müssten Fördermöglichkeiten genutzt werden. In der Diskussion kam zur Sprache, dass hier auch die Kommunen in der Pflicht seien. Die Gemeinden hätten durchaus Möglichkeiten genossenschaftliche Projekte zu unterstützen, wie das Beispiel in Unterwössen zeige. Die Hoffnung wurde geäußert, dass sich hier in naher Zukunft noch einiges entwickelt, denn bezahlbarer Wohnraum sei knapp.

Bärbel Kofler bedankte sich bei Sabine Lenk für ihren Vortrag und bei den DiskussionsteilnehmerInnen für die interessanten Wortmeldungen.

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