Aktuelle Tipps aus erster Hand – Lebensmittel in Deutschland

02. November 2012

Die Bundestagsabgeordnete der SPD aus unserem Wahlkreis Dr. Bärbel Kofler hat in Zusammenarbeit mit der örtlichen SPD zu einem Informationsabend eingeladen und dafür eine hochkarätige Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale Bayern gewinnen können.

abine Schuster-Woldan informierte den bis auf den letzten Platz ausgebuchten Vortragsraum über richtige Ernährung und den richtigen Einkauf. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Klimaverträglichkeit – sprich den Klimaschutz – gelegt. Nicht umsonst sprach die Referentin von „Klimaschutz schmeckt!“.

Dr. Bärbel Kofler mahnte eingangs einen vernünftigen Umgang mit unserem Planeten an. Die Nahrungsmittelproduktion und die erforderlichen Lebensmitteltransporte belasten oft übermäßig unsere Umwelt. Hier sind die Verbraucher gefragt und aufgefordert umweltbewusst frische und saisonale Lebensmittel zu kaufen. So z.B. Erdbeeren wachsen im Februar nun mal nicht auf deutschen Feldern und müssen entweder in Treibhäusern unter dem erforderlichen energetischen Aufwand gezüchtet oder aus dem Süden eingeflogen werden. Schuster-Woldan erläuterte bereits zu Beginn die psychologischen Kriterien die uns Verbraucher in den Supermärkten begegnen. Sei es durch markttypische Stände, durch Farbenspiele, der Bedampfung von Gemüse und Obst oder gar durch angenehme und anregende Düfte, wir sollen verführt werden. Verführt zum Einkaufen und oft gelingt es auch.

Die Erderwärmung ist in aller Munde und viele wissen, dass hier das Kohlendioxid dafür verantwortlich ist. Dabei sind Lachgas und Methan um ein viel-viel-faches gefährlicher und tragen gewaltig zum Treibhauseffekt bei. In Deutschland ist die Landwirtschaft mit immerhin mehr als 14 % der drittgrößte Verursacher der Treibhausgase (noch vor den Fahrzeugen). Lachgas entsteht bei der Verwendung von Kunstdünger (ca. 300 Mal stärkerer Negativeffekt als Kohlendioxid) und Methan „produzieren“ Rinder (immerhin ca. 40 Mal stärkerer Negativeffekt als Kohlendioxid). Um aber Produkte klimaverträglich beurteilen zu können werden die Angaben in CO2-Äquivalente ausgedrückt. Je höher der Wert desto drastischer die Klimaschädlichkeit. So erklärt Schuster-Woldan, dass Butter mit 25.000 CO2-Äquivalenten an oberster Stelle steht, gefolgt von Hartkäse, Milchprodukten, Rindfleisch, usw. „Überhaupt tragen tierische Lebensmittel“ so die Referentin „zur Entwicklung von Treibhausgasen bei.“ Weiter ging sie auf Tricks bei der Nahrungsmittelherstellung ein. Die Nahrungsmittelindustrie ist „sehr erfinderisch“ und heute bekommt man Kunstprodukte, die oft als solche nicht erkannt werden. Aus Eiweiß, Gelatine, Stärke und Aromen lassen sich (Nahrungs)Mittel herstellen, die den Namen Lebensmittel nicht mehr verdienen. So z.B. führte die Referentin aus, „dass ein 175 g Erdbeerjoghurt aus sage und schreibe 0,5 Erdbeeren, Aromastoffen, Farbe und rund sieben Stück Würfelzucker besteht. Eine stolze und vor allen Dingen ungesunde Menge.“ Auch im Brotsektor gibt es viele Phantasienamen, die suggerieren sollten, dass es sich dabei um vollwertige (Vollkorn)Produkte handelt. Hier wird geschickt nachgeholfen, Mehl dunkel gefärbt und einige z.B. Sonnenblumenkörner beigestreut. Auch die beliebten Frühstücksflocken enthalten mehr Zucker als gesund ist. Darüber hinaus werden die Verbraucher in die Irre geführt, die Masse an Zucker wird als verschiedene Zuckersorten deklariert und somit die Menge an Zucker „heruntergespielt“.

Für Obst und Gemüse gilt unter Klimaschutz-Aspekten allgemein, regionale Freilandprodukte zu kaufen. Die Verbraucherzentralen bieten hierzu einen Saisonkalender an. Als Beispiel führt die Referentin aus, dass Treibhaussalat das ca. 16- bis 30-fache an Treibhausgasen verursacht im Vergleich zu einem Freilandsalat. Aber auch der Lebensmitteltransport muss betrachtet werden. Klimasünder Nummer eins ist als Transportmittel das Flugzeug. Frische Ware muss schnell zum Verbraucher kommen und so werden vor allen Dingen schnell verderbliche Ware und Fisch mit dem Flugzeug befördert. Wer jetzt glaubt, dass Kiwis aus Neuseeland auch betroffen sind, der irrt. Diese Frucht wird zu 98% auf dem Seeweg transportiert und die Klimabilanz sieht gar nicht so schlecht aus. Heimische Äpfel, die in Kühlhäuser über viele Monate gelagert werden, sind in der Klimabilanz deutlich schlechter als z.B. frische Äpfel aus Neuseeland.

Unter Klima-Aspekten sind biologisch erzeugt Produkte auf alle Fälle zu bevorzugen. Auf die Frage eines Teilnehmers was er nun kaufen soll ohne stundenlang das Kleingedruckte zu lesen und mit einem Fremdwörterlexikon die „Verschlüsselungen“ zu enträtseln kam die Antwort. „Achten sie auf frische und wenig verarbeitete Produkte, Obst und Gemüse, wenig Fleisch, wenig Fett und keine Produkte, die mit dem Flugzeug transportiert werden. Informieren Sie sich über die Bio-Kennzeichnungen und kaufen sie bewusst ein.“

Der Vorsitzende der örtlichen SPD Hans-Michael Weisky moderierte die anschließende Diskussion und führte aus, dass auch regional sehr unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Ein Wein aus dem Saarland - ein Deutsches regionales Produkt – ist für uns nicht so nah, wie der Südtiroler Wein. „Bedeutet regional Land, Bezirk, Kreis oder z.B. der Chiemgau?“ frägt Weisky. Die Verbraucherzentrale wünscht sich hier eine eindeutige Aussage auf der Verpackung. Wo wurde das Lebensmittel erzeugt, wo verarbeitet und wo verpackt? Diese Angaben fehlen heute. Josef Schuhbeck sprach auch den „Irrweg aber auch Irrsinn“ von EU-Subventionen in diesem Bereich an. Hier muss die Politik handeln und einen Riegel vorschieben. Franz Sedlmeier kritisierte das Verhalten der Lebensmittelindustrie und fragte nach, für das die SPD steht? Hierzu führt Kofler aus, dass Verbraucherschutz an erster Stelle steht und Aufklärung hohe Priorität hat.

„Warum wird an den Schulen nicht an dieses Thema herangeführt?“ war die weitere Frage aus dem Teilnehmerkreis. „In der Ernährungsberatung der Verbraucherschutzzentrale Bayern sind 6 Mitarbeiter tätig. Da können sie sich leicht ausrechnen, viele Menschen – ob jung oder alt – wir effektiv erreichen können“ so Schuster-Woldan. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Dr. Bärbel Kofler bedankte sich abschließend bei der Referentin und dem SPD-Ortsverband. Sie hofft, mit dieser Veranstaltung – die in ihrer Art nicht die letzte sein wird – einen kleinen Beitrag zu mehr klimafreundlichen Einkauf geleistet zu haben.

Bild: v.l.n.r. Hans-Michael Weisky, SPD-Bezirkstagskandidat mit 1 grünen Bohne aus Kenia, Dr. Bärbel Kofler und Sabine Schuster-Woldan mit Informationsmaterial, sowie Dirk Reichenau, SPD-Landtagskandidat mit 52 Bohnen aus Deutschland. Links außen die CO2-Äquivalente (Säule links im Bild) für die Bohne aus Kenia im Vergleich zur CO2-Äquivalente von 52 Bohnen aus Deutschland (Säule rechts im Bild).